Zum Thema der ausländischen Billigkohle:


Oftmals hört man in der Diskussion um die deutsche Steinkohle das Preisargument. Dieses zielt darauf ab, dass die deutsche Steinkohle mit Preisen, die teilweise - vor den Subventionen - über € 140,- je Tonne liegen, in keiner Weise wettbewerbsfähig sei und es daher auch keine Rechtfertigung für eine weitere Erhaltung des deutsche Steinkohlenbergbaus geben kann.

Wenn man diese Aussagen tätigt, muss man aber verschiedene Aspekte neben dem Preis analysieren. Eine interessante Ausarbeitung zu diesem Thema gibt es unter www.revierkohle.de. Der Vorsitzende dieses Pressevereins, Herr Blach, hat sich in der Ausarbeitung "Billigimportkohle ist nicht billig" umfassend mit dem Thema beschäftigt. Die auf dieser Seite angegebenen Zahlen und Fakten stammen aus diesem wirklich lesenswerten Heft.

Durch Anklicken der Regionen erhalten Sie einen Überblick über die Situation des Steinkohlenbergbaus und Informationen über die Zukunft des Bergbaus und die Auswirkungen auf Menschen und Umwelt. Als Beispielregionen habe ich aus der Ausarbeitung Südamerika, Osteuropa und China gewählt, da sich hier sehr drastisch zeigen lässt, wie die genannten Preisunterschiede zustande kommen und welche Folgen für ganze Generationen von Menschen und für die Umwelt damit einhergehen.

 
Südamerika
Osteuropa
Südchina
Fazit
 
Südamerika

In der oben genannten Veröffentlichung "Billigimportkohle ist nicht billig", von Bernhard Blach als Revierkohle-Magazin-Sonderausgabe erstellt, wird exemplarisch das Land Kolumbien für den Bereich Südamerikas herangezogen. Hier lagern ca. 21 Mrd. Tonnen hochwertiger Kohle. 

Der Bergbau selber ist sehr unorganisiert, was sich an der Zahl von über 1.200 Bergwerken mehr als deutlich erkennen lässt. Dieses wird unterstrichen durch die Tatsache, dass nur 15 Mio. Tonnen Kohle jährlich exportiert werden. Die fehlende Organisation kommt auch dramatisch in den Arbeitsbedingungen in den Bergwerken zum Ausdruck, die geprägt sind durch extrem geringe Automatisierung und damit verbunden sehr hohen körperlichen Belastungen der Beschäftigten. Gleichzeitig gibt es in diesen Regionen kaum organisierte Arbeitnehmerschaft, so dass die Arbeiter dem Arbeitgeber(un)willen schutzlos ausgeliefert sind und zusätzlich einen MONATSlohn erhalten, der weniger beträgt, als das, was in Deutschland für eine ArbeitsSTUNDE eines Meisters gezahlt werden muss. Kinderarbeit vom Alter von sechs Jahren an ist in diesen Gruben weit verbreitet.

Der Grund für die niedrigen Preise der Kohle aus Kolumbien liegt in der hohen Verschuldung des Staates und des damit einhergehenden großen Bedarfes an Devisen. Auch werden die meisten Kohlen im Raubbau gewonnen. Dies bedeutet, dass einfach die leicht erreichbaren Kohlen abgebaut werden und die gesamte Umgebung einstürzen gelassen wird, ohne Vorsorge zu treffen, um weitere anstehende Flöze und Abbaubereiche zu erschließen. Als Folge liegen natürlich die Abbaukosten deutlich unter den z.B. unserer Lande, allerdings ist zu bedenken, dass der Abbau auch schnell beendet werden muss, da durch den Raubbau die Chance, in Zukunft weitere Kohle zu fördern, ein für alle Mal verloren ist.

Daran kann man sehen, dass sich der höhere Preis auch zum Teil aus Kosten ergibt, die man heute für die Zukunft bereits investiert, um eben die Möglichkeit späteren Abbaus zu haben.

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Osteuropa

In der oben genannten Veröffentlichung des Herrn Blach wurde das Beispiel Polens mit seinen Oberschlesischen Revieren gewählt, welches ich hier näher vorstellen möchte. Gerade in den Ländern des ehemaligen Ostblocks wurde aufgrund der Zieles einer Autarkie besonders im Energiebereich von anderen Ländern stark die heimische Steinkohle forciert. Nach dem Zerfall des Ostblocks nahm jedoch das Interesse an dieser Art der Versorgung deutlich ab und der Abstieg der polnischen Zechen begann.

Heute fördern in Polen 65 Zechen. Nach heutigem Ermessen ist - wenn nicht bald Investitionen für eine Fortführung des Bergbaus getroffen werden - der polnische Kohlevorrat in 20 Jahren verbraucht. An diesem Beispiel lässt sich sehr gut sehen, dass wir uns wegen dort fehlender Zukunftsvorsorge nicht auf die angeblich sicheren Lieferanten verlassen und uns auf dieser "Sicherheit" ausruhen dürfen.

Die in den Zechen unter ökologisch und arbeitsbedingungstechnisch sehr schwachen Bedingungen geförderten Kohlen sind von sehr unstetiger Qualität geprägt und daher auf dem Weltmarkt mit kaum mehr als USD 40,- pro Tonne bewertet. Dies zeigt, dass zwar die Kohlen in Deutschland vom Preis her darüber liegen, aber bei uns großer Wert auf gleichbleibend (!) hohe Qualität gelegt wird.

Auch der Umweltaspekt darf bei dieser Betrachtung nicht fehlen. So sind die CO-2-Emissionen im Bereich des Schlesischen Kohlebeckens fast zweihundert Mal so hoch wie der Durchschnitt des restlichen Landes und etliche Hunderttausend Kubikmeter Grubenwässer werden jährlich ungeklärt in die dortigen Flüsse geleitet. Auch eine Kindersterblichkeit von 55 % sollte man in einem zentraleuropäischen Land zu Beginn des 21. Jahrhunderts nicht mehr für möglich halten.

An diesem Beispiel Polens lässt sich deutlich sehen, wie eine Vernachlässigung jeglicher Zukunftsvorsorge und Umweltfolgekosten die Kohle zwar auf den ersten Blick billig erscheinen lässt, dass aber die Folgen für die nächsten Generationen mit keinem Geld dieser Welt kompensierbar sind.

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Südchina

Prinzipiell sieht die Situation in Südchina nicht unbedingt negativ aus: Riesige Kohlereserven, Flözmächtigkeiten von mehr als 30 Metern und geringe Abbauteufen von nur 200 bis 400 Metern sollten einen Abbau gelingen lassen. Jedoch stellt sich ein wesentliches Problem: Die Bergleute fördern im Schnitt pro Mannschicht nur ein Fünftel der deutschen Bergleute, bedingt durch veraltete Technik, geringe Qualifikation der Bergleute und einen insgesamt sehr rückständigen Bergbau. Würde die Produktivität erhöht, so verlören noch mehr der Bergleute ihren Arbeitsplatz als bisher bereits, was zu einem weiteren Zunehmen des unkoordinierten Bergbaus führen würde.

Auch dieser ungeordnete Bergbau trägt zu der Misere in Südchina bei. Selbst die rudimentärsten Sicherheitseinrichtungen sind nicht vorhanden, die Arbeitsmittel bestehen oftmals aus einer Taschenlampe und einer Spitzhacke, Vorkehrungen wegen Methan werden nicht getroffen. Entlohnt wird dies Gesamte mit etwas mehr als € 430,- pro Jahr.

Folgende Anmerkung ist zu tätigen: Die in dieser Studie betrachteten Bergwerke befinden sich in privater Hand. Daneben gibt es staatliche Zechen, mit denen die RAG kooperiert, die die entsprechenden Maßnahmen und Vorkehrungen treffen und einhalten.

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Fazit

An diesen Beispielen aus den verschiedenen Ländern kann man sehen, dass zwar die Kohle aus anderen Ländern auf den ersten Blick billiger erscheinen mag, als die deutsche Steinkohle. Würde man aber - was im Rahmen einer korrekten volkswirtschaftlichen Rechnung unerlässlich ist - die so genannten Umweltfolgekosten, sofern man sie per heute halbwegs genau quantifizieren kann, einberechnen und einen Preis ermitteln, in dem die Schäden der Zukunft enthalten sind, würde man ein entsprechend anderes Bild erhalten:

Auf Basis des vorgenannten wage ich die Behauptung, dass eine Einberechnung nur der per heute absehbaren Folgekosten die deutsche Steinkohle im Vergleich zu einigen anderen Ländern kostengünstig erscheinen ließe, da die logisch nachvollziehbaren Folgen bereits ein sehr schlimmes Bild der Zukunft zeichnen: Die Natur ist auf Jahre hinaus verseucht. Damit ist sie als Lebensraum und als Nahrungsgeber der Menschen unbrauchbar. Die dort lebenden Menschen sind nicht nur wegen der Arbeit, sondern auch wegen der Umgebung krank, es herrscht hohe Kindersterblichkeit, was die folgenden Generationen schwächt. Die Ausbildung in diesen Gegenden wird nicht verbessert werden, es fehlt damit an einer Zukunft.

Als Abschluss lässt sich daher das Argument begründen, dass es für Menschen in diesen Gebieten sinnvoller ist, wenn "reichere" Industrieländer die Kohle nicht kaufen. Im Gegenzug sollten den Menschen durch gezielte Projekte Bildung und Ausbildung vermittelt werden, die ihnen eine Zukunft bieten können. Denn es kann kein Argument sein, dass man den Menschen mit der Kohle schließlich wenigstens Arbeit beschaffe.

Auch die Natur, die durch diese Art Bergbau nachhaltig geschädigt wird, geht uns schließlich direkt an.

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