Die Historie des Ruhrbergbaus - Teil 1

"Das Märchen der Entdeckung" und "Steinkohlenentstehung"

Als Einstieg in dieses Thema bietet sich die in vielen Kohlenrevieren gleiche, sehr schöne, aber wahrscheinlich (leider) unwahre Geschichte an, die immer wieder gerne erzählt wird. Meistens wird dort von einem armen Hirtenjungen erzählt, der mit der Herde auf dem langen Weg durch das ländlich geprägte Tal der Ruhr unterwegs war. Als er dann abends nach einem langen Marsch eine Lagerstatt für die Nacht gefunden hatte, legte sich der Tau über die Wiesen und um sich zu wärmen wurde ein Feuer für die Nacht entzündet. Durch die Strapazen des langen Tages mit der Herde schlief der Hirte auch schnell ein. Als er am nächsten Morgen erwachte, war das erste, was er spürte, eine wohlige Wärme um sich herum. Als er dann die Augen öffnete, erschrak er zunächst. An der Stelle, an der er das Feuer entfacht hatte, glühte der gesamte Boden - der Hirte hatte sein Feuer genau auf einem ausstreichenden Flöz entzündet. Damit war die Steinkohle entdeckt und ihr Siegeszug begann.

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Dies ist eine nette Geschichte. Der wahre Beginn des Ruhrbergbaus und die Entdeckung der dortigen Kohlen ist aber bis heute nicht definitiv gesichert, man kann sich dort "nur" an den ersten urkundlichen Erwähnungen orientieren. Fest steht jedoch, dass der frühe Ruhrbergbau in einer sehr primitiven Form umgegangen ist.

Dazu muss man sich die Entstehung der Ruhrkohlen vor Augen führen. Vor ca. 250-350 Mio. Jahren gab es große Urwälder in Nordeuropa. Da diese aber logischerweise noch nicht bewirtschaftet wurden, blieben die abgestorbenen Riesenfarne, Schuppenbäume etc. auf der Erde liegen, im Laufe der Zeit entstanden so sehr mächtige Schichten. Durch Klimawechsel und andere Faktoren verschwanden nun diese Wälder zwischenzeitlich immer wieder und über den abgestorbenen Bäumen lagerten sich andere Materialien wie Sand, Erde etc. an, später dann wieder abgestorbene Wälder, so dass auf diese Weise die Schichtenpakete und die einzelnen Flöze entstanden. Die untersten Schichten der abgestorbenen Bäume wanderten somit immer tiefer und wurden daher immer größerem Druck ausgesetzt, der Prozess der Kohlenbildung ("Inkohlung") begann. Ebenfalls durch den steigenden Druck veranlasst stieg die Temperatur der Steinkohlengebirges.

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Diese Prozesse setzten sich über Jahrmillionen fort. Immer neue Schichten aus Erde, Sand, anderen Sedimenten und Erosionsablagerungen wurden von den Kräften der Natur auf den Schichten aus alten Bäumen abgelagert. Zusätzlich wirkten nun die Kräfte der Erde auf die noch alle an ihren ursprünglichen Stellen lagernden Baumschichten. Durch den weiter steigenden Druck, die größere Nähe zum Erdinneren und Auffaltungsbewegungen der Erde nimmt der Prozess der Inkohlung seinen Lauf - aus Holz und dem daraus entstandenen Torf und Moor wird nun unter starkem Druck zuerst Braunkohle und dann Steinkohle, d.h. der Anteil fremder Stoffe ("flüchtiger Bestandteile") wird immer geringer und der Kohlenstoff immer reiner. Außerdem kommt es zu starken Auffaltungen des Gebirges, Verschiebungen, Sprüngen im Gestein, eben das, was sich heute in den Flözen als Störungen wieder findet.

Als nun die Flöze durch die Kräfte der Erde in ihre heutige Position gebracht worden sind, begann eine neue Phase der Erosion. Die oberflächennahen Schichten wurden mehr und mehr abgetragen, es bildete sich die uns heute bekannte Struktur des Landschaftsbildes langsam heraus. Außerdem entstanden die heutigen Flüsse und schnitten tiefe Furchen in das Landschaftsbild. Was alle diese Mechanismen freilegten schließt den Kreis der Natur: Sie ermöglichten den Menschen, die in manchen Gebieten frei zu Tage tretenden Kohleflöze einfach hereinzugewinnen und sich somit die Sonnenenergie aus Zeitaltern von Millionen von Jahren zu Nutze zu machen.

Daraus entstanden die recht einfachen Anfänge des Bergbaus - deren Beschreibung finden Sie bei einem Klick auf diesen Button hier:

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